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Obwohl Ostern wieder vorbei
ist, verstecken sich da und dort sicherlich noch einige Süßigkeiten.
Von diesen Naschereien gibt es ohnehin viel zu viele, wo doch
Maßhalten der Gesundheit zuliebe angesagt ist. Aber auch Ostern ist
heute eben ein Fest des Konsums. Kreuzigung, Auferstehung, was
bedeutet das noch? Dafür gibt es heute Osterfeuer, Osterhasen,
Ostereier, Osterlamm, Osterspaziergang, Ostergeschenke. Spaß ist
angesagt, der Osterhase ist beliebt. 1682 erstmals aus der Pfalz
kommend hat sich unser Meister Lampe auch im Thüringischen
alljährlich in die Kinderherzen und seit dem 19. Jahrhundert vor
allem auch in die Kassen hineingehoppelt. Dabei hat sich in
Historie, Brauchtum und Kommerz des 20. Jahrhunderts alles durcheinander gemischt - vom bejagten Wild- und Nutztier zum Märchen-
und Sagenwesen mit Kuschelmagie, meist auch noch verwechselt mit
Kaninchen.
So sehr wir Meister Lampe auch feiern und verehren, er wird rar auf
den Wiesen, Feldern und in den Wäldern, steht längst auf der „Roten
Liste“ vom Aussterben bedrohter Arten. Die Naturschutzverbände
weisen eindrücklich darauf hin, benennen die Gründe: industrielle
Landwirtschaft mit verarmten, vergifteten Böden und somit fehlender
Nahrung. Der Mensch als Erzfeind aller Tiere, daneben natürliche
Feinde wie Füchse, Marder, Wölfe, Hunde und natürlich auch
streunende Katzen. Ohne ausreichend Kräuter und sättigende Nahrung,
ohne Verstecke haben es kleine Häschen besonders schwer. Darum
flüchten mittlerweile immer mehr Hasentiere in die Parkanlagen, auch
Friedhöfe und Gärten größerer Städte, schreibt der NABU. Der
begleitet vorgeblich EU-Verhandlungen intensiv und setzt sich
gemeinsam mit seinem europäischen BirdLife-Netzwerk dafür ein, dass
die EU-Agrarpolitik reformiert wird, so dass es auch in Zukunft noch
Osterhasen in freier Landschaft zu sehen geben soll.
In dieses Szenario passt die Geschichte um den Osterhasen, von Frank
Storch. Ihr Titel lautet schlicht „Hasi” und liest sich wie folgt:
„Beim Entladen ihres LKW‘s mit Baustellenutensilien fanden am 5.
März 2012 Uwe Heinzerling, Ibrahim Asani und Tobias Henkel,
Mitarbeiter der Firma Himmel und Papesch, ein ganz kleines
Hasenbaby. Das winzige ölverschmierte Fellknäuel war wahrlich in
keiner guten Verfassung. „Frank, komm schnell rüber“, rief mir Uwe
zu, „Wir haben da ein kleines großes Problem!“ So begegnete ich Hasi
zum ersten Mal.“ Ich säuberte ihn sogleich, so gut es eben ging,
verbrachte ihn in einen sauberen Karton, schaltete die
Fußbodenheizung im Lageristenbüro der Firma ein und stellte das
kleine Wesen darauf. So war das Hasenbaby fürs Erste sicher, in
behaglicher Wärme geborgen. Alle paar Minuten, bis Feierabend,
kontrollierte ich seinen Zustand und gab ihm zu trinken. Natürlich
konnte er in diesem Büro nicht bleiben. So nahm ich ihn am Abend mit
zu mir nach Hause. Unterwegs kaufte ich noch schnell eine Tüte Heu,
und, weil ich es eben nicht besser nicht wusste, eine Schale Möhren.

Frank Storch
mit seinem Findelkind "Hasi"
Zuhause dann fand Hasi auf unserer geschlossenen Terrasse in einem
größeren Karton eine trockene, warme, sichere Bleibe mit frischem
Heu und Kräutern. Bei meinem ersten frühmorgendlichen Kontrollgang,
noch vor meiner Fahrt zur Arbeit, stellte ich enttäuscht fest, dass
mein kleiner Kerl noch immer nichts von seinen Möhren gefressen
hatte, möglicherweise ein wenig Heu, aber wer weiß das schon? Darum
beunruhigt, rief ich von der Arbeit immer wieder zuhause an. Von
meiner Frau wurde ich zwar beruhigt, es gehe ihm gut, er säße ja im
Trockenen, stünde fortwährend unter Beobachtung, und würde bereits
sogar an einem Stück alten Brot knabbern. So kümmerten sich fortan
drei Hasenfreunde um das kleine, noch immer wacklig erscheinende
Hasenseelchen. Es war der Beginn einer wunderschönen, traumhaften,
fünfjährigen Hasenfreundschaft, zunehmend auch erfüllt von Respekt
und gegenseitiger Anerkennung.

Hasi, wie wir ihn von nun an nannten, war bei uns angekommen.
Täglich mehrmals nahmen wir ihn aus seinem Karton, setzten das
Fliegengewicht vorsichtig darauf und sahen dabei, wie das so leichte
Kerlchen von der Pappe seines Pappkartons nach oben gehoben wurde.
Schnell hüpfte Hasi immer wieder in seinen Karton zurück. Der
Pappkarton jedoch konnte für unseren kleinen Wuschelhase keine
Dauerlösung sein, auch wenn seine Entdeckungs- und darauf folgenden
Fluchtversuche immer wieder im Karton endeten. Ein neues Häschenheim
war angesagt, eines mit Wohnraum, Schlafraum, und mit Futternapf,
kurzum mit allem Drum und Dran eben.
Hasi bekam ein passendes neues Zuhause aus Holz, Teppichen und
einer echten Heumulde, nebst Klo und Auslauf. Darin fühlte er sich 5
Jahre lang bei uns ausgesprochen wohl. Er liebte offensichtlich
seine in sich geschlossene Terrasse, hatte Zugang zu allen
Räumlichkeiten seiner Menschen über eine zu seiner Größe passende
Öffnung in der Tür. Hasi war stubenrein. Sein Hasenhaus wurde nie
abgeschlossen. Er eignete sich die Fähigkeit an, die Hasenheimtür
selbst zu öffnen. Hasi stand immer im Mittelpunkt bei seinen
Sprünge, Gesten und Pfiffen, und wir bei ihm. Ein Wärmen seiner
Ohren mit der Hand an kalten Tagen erwiderte er mit wohltuendem
Knurren und Zähneknirschen. Unglaublich, aber seine Mimik zeigte
immer mal wieder deutlich erkennbar eine Art Dankbarkeit. Auf meinem
Handrücken schlief er ein, klopfte liebevoll mit seinen Pfötchen an
meinen Arm, um mich zu wecken, denn es kam vor, dass ich mit ihm auf
dem Teppich einschlief. Oder er weckte mich, indem er an meine Nase
stupste. Hasenkinder haben keinen Mund- oder gar Fellgeruch und
legen, gesund, sehr viel Wert auf Sauberkeit. Das Tollste aber war
sein ausgesprochen gutes Gespür für unsere Wohlergehen, denn bei
Krankheit oder Spannungen unsererseits, bei Ärger im Job und
ähnlichen Verstimmungen, zeigte er Mitgefühl indem er dann
fortwährend in unserer unmittelbaren Nähe blieb.

Handfütterung mit Hasis
Leibspeise:
Pellkartoffel mit Schale
(Vorsicht bei Ausgestaltungselementen:
manche Hasen fressen Klebstreifen,
was ihnen nicht unbedingt gut tut.)
Aber im Frühjahr 2017 senkte sich Unheil auf unser Glück. Hasi erkrankte auf uns unerklärliche Art und Weise. Es begann mit einem Sturz von einer polierten Granitplatten herab, wobei er keinen Halt fand. Beide Hinterläufe waren betroffen, schienen gebrochen zu sein. Unser Tierarzt verabreichte drei Spritzen gegen Schmerzen und sicherte schnelle Heilung zu. Nach drei Tagen bekam Hasi zudem noch eine Aufbauspritze. Der Tierarzt und wir waren zuversichtlich, zumal es sich nicht um Knochenbruch, sondern nur um eine Verstauchung handelte. Aber ab dem 13. Tag ging es Hasi zusehends schlechter, sogar trotz weiterer Spritzen. Selbst zum Trinken mussten wir seinen Kopf halten. Sein Zustand verschlechterte sich dramatisch. Am 20. Mai 2017 schließlich hörte Hasis Herz auf zu schlagen, wo doch Feldhasen unter Betreuung eine Lebenserwartung von 12 Jahren haben können. Unser Leid war schier unerträglich.

In der folgenden Woche erfuhren wir die eigentliche, verdeckte, sehr
schlimme Todesursache. Nicht der Sturz war es, sondern Viren haben Hasi auf grausame Weise getötet. Unser Hase war am eigenen Blut in
seinen Atemwege erstickt, weil zu RHDV2 mutierte RHD-Viren sein Blut
zersetzt haben, so dass sich Nase und Lungen damit füllen. Wir waren
machtlos und wären es auch dann gewesen, wenn wir die eigentliche
Gefahr hätten erkennen können, denn erst eine Woche nach Hasis Tod
wurde ein Impfstoff gegen diese Art von tödlichen Viren auf dem
Markt zur Vorsorgeanwendung freigegeben. Doch von alldem hatten wir
zu Zeitpunkt seines Todes keine Ahnung.
Feldhasen sind in freier Natur nicht nur diesem Virus ausgesetzt.
Gefahren lauern überall. Allein durch den Straßenverkehr werden
jährlich offiziell mehr als 245.000 Hasen zermatscht. Unsere Felder,
der Lebensraum unserer Feldhasen, ertrinken in der Gülle der
Fleischmastanlagen für schnellen Profit. Noch immer ZUR STRECKE-bringende Treibjagden und Pestizide nicht mit eingerechnet.
Zudem, wer kann schon Häschen in freier Wildbahn impfen? Eine
Schluckimpfung gibt es ja bislang leider noch immer nicht. Dabei
sind Feldhasen ruhige, ausgewogene, soziale Wesen, Mitgeschöpfe, die
unseren Schutz brauchen, die dringend unberührter Natur bedürfen,
wie so viele, immer mehr unserer wilden Tiere. Lasst es uns angehen,
diese wunderbaren Geschöpfe zu erhalten, deren existenzieller
Gefährdung durch leider noch immer uneinsichtige Mitmenschen in den
Städten und auf dem Land ein Ende zu bereiten. Dazu bieten sich
viele Möglichkeiten.“ Frank Storch

PS.:
Derzeit lebt bei Frank Storch ein weiterer, leider durch eine
frühere von Krähen ausgeführte Attacke bereits behinderter Hase.
Dieses Tier hat Frank Storchs Zutun wahrlich dringend nötig, denn auch
dieses Geschöpf war schicksalhaft nicht reichlich von Glück gesegnet. Ärzte
diagnostizierten bei dem noch nicht einmal einjährigen, gerade mal
erwachsenen weiblichen Hoppler Knochenkrebs in Folge von Hautkrebs.
Bei dieser Tierart, noch dazu in einem solch jungen Alter, sind das
höchst ungewöhnliche Krankheiten. Warum, wieso? Es herrscht
Ratlosigkeit.

Frieda, die aktuell behinderte
Häsin
mit verdrehtem linken Vorderlauf
und teilamputiertem rechten Sprungbein
mit Spezialschuh
Wir sollten uns unserer Verantwortung für die Schöpfung bewusst
werden, das Lebendige, das individuelle Leben selbst generell
achten, denn es ist schneller verloren, als wir es meistens
erwarten.
Im Buch Genesis, Kapitel 2, Vers 15 nahm: „Gott, der HERR, [..] den
Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten [..] Eden, damit er
ihn bearbeite und hüte.“
Bewahrt die Erde, denn wir, die Spezies Mensch, trägt Verantwortung
für den, unseren geliehenen grünen Planeten und alle Lebewesen
darauf, also auch für alle Hasentiere.
Gewidmet dem einzigartigen
Feldhasen „Hasi“
von Frank Storch
2019
Sie finden
Herrn Frank Storch
auch als Ansprechpartner im ...

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- danke. Published by Peter Bechen 2019
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